Jugendkarlspreis 2008

Neuer Jugend-Karlspreis für Europa-Initiative - "Flamme der europäischen Idee"
Artikel und Fotos von Christian Herrmanny (www.wdr.de)

Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule mit dabei! (s.u.)



Erstmals ist am Dienstagabend (29.04.08) in Aachen der Karlspreis für die Jugend verliehen worden. Ein Projekt aus Ungarn erhielt den ersten Preis vor Initiativen aus England und Griechenland. Doch vorbildlich für Europa sind sie alle.



Emoke gewann mit "Schüler ohne Grenzen"

27 nationale Gewinner waren nach Aachen gekommen, alle durften und sollten sich längst als Sieger fühlen: Sie hatten die europäische Idee vorbildlich verwirklicht durch praktische Beispiele für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft. Die drei besten Projekte erhielten an der Aachener Hochschule zusätzliche Auszeichnungen - verbunden mit einem entsprechenden Preisgeld. Der erste "Karlspreis für die Jugend" und damit 5.000 Euro gingen an das ungarische Projekt "Schüler ohne Grenzen". Seit 15 Jahren werden jährlich Sommercamps für mehr als 100 Schüler aus der Slowakei, aus Rumänien, Serbien, Ungarn und der Ukraine organisiert. Es gibt Workshops beispielsweise zu den Themen Menschenrechte oder Geschichte. Die Schüler unterschiedlicher Herkunft und Religion üben sich vor allem in Toleranz, gleichzeitig entsteht ein großes Netzwerk. "Wir lernen, wie die anderen leben - ohne zu vergessen, woher wir selbst kommen", so die glückliche Gewinnerin und Initiatorin von "Schüler ohne Grenzen", Emoke Korzensky (30): "Der Preis bedeutet mir sehr viel."

Zweiter Platz an England, der dritte an Griechenland

Drei Sieger und viele Gewinner

Den zweiten Preis gewann eine Gruppe aus London. In ihrer Heimatstadt hatten Jugendliche ein besonderes Festival auf die Beine gestellt, als Gegenpol zur anti-europäischen Presse Englands. Statt Europa schlecht zu reden, gab es gut besuchte Diskussionsforen und einen offenen Dialog, so die Jury. Für eine Fortführung ihrer Initiative stehen den Machern nun 3.000 Euro zur Verfügung. Über 2.000 Euro kann sich eine griechische Schule freuen, deren Schüler alle wichtigen Entscheidungen und Ereignisse in der EU kontinuierlich dokumentieren. Darüber hinaus wurde sogar "Die Europäische Union" als Unterrichtsfach eingeführt - dafür gab es den dritten Preis. Wichtig war den Juroren, dass alle Projekte von Jugendlichen konzipiert und umgesetzt wurden und damit für europäisches und internationales Verständnis geworben wurde.

Beispiele für die Gemeinschaft der Europäer



Auch Schüler aus Eschweiler dabei (rechts, linkes Foto zusammen mit der projektbetreuenden Lehrerin Maria Becker)



Die bundesdeutschen Juroren hatten sich entschieden, den "Filmclub von der Rolle 94" aus Görlitz zum Finale nach Aachen zu schicken. Doch die erste Verleihung des Karlspreises für die Jugend wollten sich auch einige Gymnasiasten der Liebfrauenschule Eschweiler nicht entgehen lassen. Sie hatten sich mit einem deutsch-ungarischen Umweltprojekt beworben. Bei der feierlichen Preisverleihung hörten sie von der Begeisterung der Initiatoren, die von vielen "erstaunlichen und beachtlichen Projekten" sprachen. Es gab Shows, Ausstellungen, Filme, selbst Tretautorennen - immer über Landesgrenzen hinweg und mit dem Ziel eines besseren Zusammenlebens. Michael Jansen, der Vorsitzende des Karlspreis-Stiftungsrats: "Diese Jugendlichen sind ein gutes Beispiel, wie Europa zusammengewachsen ist und weiter zusammen wächst."

Qual der Wahl aus rund 400 Vorschlägen



Umweltschutzideen erkundet

Fast 80 Projekte schickten allein Gruppen aus Deutschland zur Bewertung. EU-weit erreichten die Juroren knapp 400 Projektbeschreibungen. Die Zehntklässler der Liebfrauenschule Eschweiler hatten sich mit der Idee eines umweltfreundlichen Freizeitparks beschäftigt - im ungarischen Pecs gibt es bereits ein entsprechendes Vorbild. Vor Beginn ihres Karlspreis-Projektes "dachten wir, Ungarn sei heruntergekommen", sagt Jonas, 16 Jahre alt. Der Austausch mit den ungarischen Schülern, die gegenseitigen Besuche und die Beschäftigung mit den ungarischen Naturschutzideen veränderten das Bild gewaltig, erklärt Felix (15): "Mich hat sehr beeindruckt, wie man da die Umwelt im Blick hat. Viele Klischees wurden ausgeräumt." Über ihre Arbeit und die vielen Eindrücke schrieben die Gymnasiasten Zeitungsartikel und vermittelten so ein neues Bild vom ungarischen Alltag.

"Das europäische Erbe erfüllen"

Pöttering: "Das europäische Erbe erfüllen"

"Mich kann nichts mehr begeistern als die Bereitschaft der Jüngeren, Europa aktiv gestalten zu wollen", sagte Hans-Georg Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments, bei der Feierstunde in Aachen. "Europa, das ist nicht Straßburg oder Brüssel, es ist dort, wo wir zu Hause sind. Es muss in den Köpfen der Menschen entstehen und wachsen." Mit ihrer Teilnahme hätten die jungen Leute zwischen 16 und 30 Jahren die Idee der europäischen Einigung fortgeführt und seien selbst Bestandteil dieser Einigung geworden, so Pöttering. "Der heutige Tag ist der Beweis, dass die Flamme der europäischen Idee noch brennt!"

Gelungener Wettbewerb soll etabliert werden



Abwechslungsreiches Rahmenprogramm

Neben sehr viel Lob für die kreativen Ideen und professionellen Präsentationen gab Pöttering den Anwesenden aber auch mahnende Worte mit auf den Weg: "Viele der Errungenschaften der EU werden von Jugendlichen als Selbstverständlichkeit gesehen." Dabei sei der Weg hin zu einer Gemeinschaft von 500 Millionen Menschen durchaus nicht leicht. Der Karlspreis für die Jugend solle zur Entwicklung eines europäischen Bewusstseins und Zusammengehörigkeitsgefühls beitragen. Fabian von der Liebfrauenschule Eschweiler glaubt, "dass der Karlspreis ein Anreiz ist, ein Projekt zu starten." Und seine Klassenkameradin Bianca ergänzt: "Der Preis ist die Motivation, etwas ganz Besonders zu machen und gleichzeitig ganz viel Spaß zu haben - und vielleicht sogar noch etwas zu gewinnen." Die Auszeichnung soll von jetzt an jährlich verliehen werden - vielleicht sind die Liebfrauen-Schüler ja erneut dabei.